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Weltraumschrott wird zur Gefahr für Satelliten Müllalarm in der Erdumlaufbahn Bild: Derzeit gibt es im All nach Hochrechnungen von Experten etwa 600.000 Raumfahrtrückstände, die größer als einen Kubikzentimeter sind. Dazu zählen Raketenstufen, ausrangierte Satelliten, aber auch verlorene Schraubenzieher, Arbeitshandschuhe und abgesprengte Halterungen. Die Gefahr ist für die Menschen auf der Erde nicht sichtbar: Doch vor allem der sogenannte Weltraumschrott wird für die Satelliten im All immer gefährlicher, wie Prof. Heiner Klinkrad von der europäischen Raumfahrtagentur ESA am Rande des Weltraumforscherkongresses COSPAR in Bremen berichtete. „15.000 Objekte verschiedener Größen fliegen dort oben rum, die Gefahr eines Zusammenstoßes wird immer größer.“ Hinzu käme, dass von 6000 umherfliegenden Satelliten nur noch 1000 ihren Zweck erfüllten, sagte Klinkrad. Doch nicht nur ausgebrannte Raketenstufen, abgesprengte Verbindungsteile, ausgediente Satelliten und kleinste Fragmente aus Explosionen, auch das sogenannte Weltraumwetter kann funktionierende Satelliten außer Betrieb setzen – mit großen Folgen. So könnten Sonnenstürme die empfindliche Elektronik lahm legen, erläuterte Juha- Pekka Luntana von der ESA. „Wenn wir da oben eine Störung haben, dann haben wir hier unten eine Störung in der Telekommunikation.“ Deshalb müssten die Satelliten im All vor dem Weltraumwetter geschützt werden. „Wir müssen wir unsere Vorhersagen besser und zuverlässiger machen.“ Warnsysteme zum Schutz der Elektronik Dazu hat die ESA ein Programm zur Weltraumbeobachtung gestartet, das bis Ende 2012 die Grundlagen für ein europäisches Weltraumüberwachungssystem schaffen soll. Dies könne, wenn die ESA-Mitgliedsstaaten zustimmten, bis 2019 in Betrieb gehen, sagten die Experten. Ein Sonnensturm ist eine Wolke schneller, elektrisch geladener Teilchen, die bei einem Sonnenausbruch ins All geschleudert werden. Das Magnetfeld der Teilchen kann das Erdmagnetfeld und Satelliten im Erdorbit stören. Nach Angaben Luntanas kann bei rechtzeitigem Wissen eines drohenden Sonnensturms der Satellit vorübergehend abgeschaltet oder vom Sturm abgewendet werden, um die Elektronik zu schützen. „Diese Warnungen sind sehr wichtig.“ Gleiches gelte auch für den Weltraumschrott, der genau erfasst werden soll. „Wir wissen nur, dass die Teile da sind, aber nicht wo sie sind“, sagte Klinkrad. Für ihn ist die Erfassung allerdings nur der erste Schritt. „Wir müssen das auch abtransportieren.“ Im Frühjahr 2010 hat vermutlich ein Sonnensturm den Satelliten „Galaxi 15“ außer Betrieb gesetzt. „Der fliegt umher, lässt sich aber nicht mehr kontrollieren“, sagte Luntana. „Man kann nicht mehr mit ihm reden“, ergänzte Klinkrad. So könne man den Satelliten weder auf die sogenannte Friedhofsumlaufbahn schicken, noch kontrolliert auf die Erde stürzen lassen. Auch zwei intakte Satelliten seien vor Jahren zusammengestoßen. Nach Berechnungen würden alle fünf Jahre zwei Objekte im Erdorbit kollidieren. Beim 38. Weltraumkongress des „Committee on Space Research“ (COSPAR) werden bis Sonntag (25. Juli) rund 3600 Teilnehmer erwartet. Zu den mehr als 100 Leitthemen sind 4500 Vorträge, Präsentationen und Diskussionen geplant. Vom Forschungsstar zum Risiko-Objekt Regen aus Weltraummüll: Jahr für Jahr prasseln rund 400 Tonnen Raumfahrtschrott aus dem Weltall zurück auf die Erde. Die meisten Trümmerteile sind so klein, dass die in der Atmosphäre der Erde verglühen. Von denen, die durchkommen, landen die meisten in den Meeren. Der letzte größere Einschlag eines Stücks Weltraumschrott ereignete sich am 19. Februar 2010. An diesem Tag schlug der Tank einer Delta-Rakete bei Burensoum in der Mongolei auf. Energiereich wie eine Granate: Im erdnahen Weltraum befinden sich mehr als 600.000 Objekte mit einer Größe von mehr als einem Zentimeter in einer Umlaufbahn. Nur rund 13.000 dieser Schrottteile werden mithilfe des amerikanischen Space-Surveillance-Systems kontinuierlich beobachtet. Die Geschwindigkeit eines Stücks Weltraummüll relativ zu Satelliten beträgt im Mittel zehn Kilometer pro Sekunde. Die kinetische Energie ist so groß, dass ein Aufprall der Explosion einer Handgranate entspricht. Das übersteht kein Satellit. Krux mit neuen Werkstoffen: Der rund 2500 Kilogramm schwere Forschungssatellit „Rosat" wurde am 1. Juni 1990 ins Weltall geschossen. Beim Start wurde nicht bedacht, wie das Lebensende dieses Weltraumteleskops aussehen würde. Spätere Modellberechnungen, wie er sich beim Eintritt in die Erdatmosphäre verhalten würde, waren schwierig, weil von manchem neuen Werkstoff – wie etwa der Glaskeramik Zerodur – gar nicht bekannt war, wie sie der Hitze widerstehen würden. Deshalb wurden nachträglich Labortests durchgeführt, um die Zerstörungsmechanismen dieser Materialien genau zu untersuchen. Röntgenlicht vom Mond: Die „Rosat"-Mission war ein großer wissenschaftlicher Erfolg. „Rosat" entdeckte 125000 neue Röntgenquellen und konnte die kosmische Röntgenhintergrundstrahlung in die Emissionen von Quasaren und anderen aktiven Galaxien auflösen. Seine Sensoren waren so sensibel, dass sogar die vom Mond reflektierte Röntgenstrahlung der Sonne registriert werden konnte. Die Ergebnisse der Mission sind in mehr als 7000 Publikationen niedergelegt worden.
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