Mitten in der Nacht (29.06.2010) wurden Bewohner im Rhein-Main-Gebiet durch ein
Erdbeben geweckt. In Frankfurt waren vor allem die südlichen und westlichen Stadtteile betroffen. Das Beben erreichte eine Stärke zwischen 3,2 und 3,4 auf der Richterskala.
Frankfurt. Im Rhein-Main-Gebiet hat in der Nacht zum Dienstag die Erde gebebt. Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam meldete ein Beben der Stärke 3,7. Das Landesamt für Geologie und Bergbau in Rheinland-Pfalz maß um 2.42 Uhr hingegen eine Stärke von 3,4.
Laut Polizei in Wiesbaden war das Beben in der Region um Frankfurt-Wiesbaden-Rüsselsheim spürbar. Besorgte Bürger meldeten sich über Notruf bei den Polizeidienststellen in Frankfurt und Wiesbaden sowie bei der Frankfurter Feuerwehr.
In Frankfurt waren die südlichen und westlichen Stadtteile betroffen, wie ein Polizeisprecher berichtete. Zu Schäden sei es aber nicht gekommen. Die Feuerwehr musste nach Angaben eines Sprechers kein einziges Mal ausrücken. Die Feuerwehren in Wiesbaden und Rüsselsheim alarmierte in der Nacht niemand. (dpa)
Bild: Oberrheingraben (blau) zwischen Basel und Frankfurt inmitten randlich angegliederter Mittelgebirge (grün bis braun); Farbgebung nach digitalem Höhenmodell
Erdbeben in Rhein-Main
Unheimliches Grollen
Der Spuk dauerte fünf Sekunden: Möbel wackelten, Fenster vibrierten, Flüssigkeiten schwankten, Menschen schreckten aus dem Schlaf hoch. Nach Augenzeugenberichten war ein Grollen zu spüren, als wenn ein Zug oder Lastwagen durch das Haus gefahren oder ein Flugzeug abgestürzt wäre.
Im Rhein-Main-Gebiet hat in der Nacht zum Dienstag die Erde gebebt. Das Zentrum des leichten Bebens lag nach Angaben des Hessischen Landesamts für Umwelt und Geologie (HLUG) nordwestlich vom Frankfurter Flughafen im Dreieck Kriftel, Kelsterbach und Raunheim. Es erreichte nach unterschiedlichen Angaben eine Stärke zwischen 3,2 und 3,7 auf der Richterskala (das Beben im Januar auf Haiti hatte eine Stärke von 7,0). Es war in einem Umkreis von 20 Kilometern bis nach Frankfurt und in den Taunus zu spüren - besonders stark auch im Flughafen-Tower.
Den Angaben des HLUG zufolge lag der Auslöser des Bebens gegen 2.42 Uhr in zehn Kilometer Tiefe. Schäden an Gebäude seien bisher nicht gemeldet worden.
"Alle paar Jahre", sagt Geophysiker Ingo Wölbern, gebe es Erschütterungen dieser Dimension. Beben "im moderaten Bereich", bei denen es zu keinen nennenswerten Schäden komme, so der Seismologe von den Geowissenschaften an der Frankfurter Goethe-Uni. Der Grund hierfür: Das Rhein-Main-Gebiet zählt zu einer tektonisch aktiven Gegend, der oberrheinischen Tiefebene. Das ist ein etwa 300 Kilometer langer Streifen zwischen Basel und Frankfurt am Mittellauf des Rheins. Grundsätzlich erwarten die Geologen in dem gesamten Gebiet Erdbeben geringerer Intensität. Wenngleich in zeitlichen Abständen von - statistisch genähert - zehn Jahren auch mit schwereren Erdbeben von bis zu fünf auf der Richterskala zu rechnen ist.
Was Wölbern aus den Aufzeichnungen der Seismographen im Taunus Observatorium auf dem Kleinen Feldberg auf jeden Fall ersehen kann: Es gab in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr Aktivitäten unter der Erdkruste in den hiesigen Breitengraden als zuvor. Von einer höheren Erdbeben-Wahrscheinlichkeit im Ballungsraum Rhein-Main könne man also nicht sprechen.
Die Frankfurter Geophysiker betreiben in Verbindung mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften die seismologische Station. Sie gehört zu einem republikweit gespannten seismologischen Netz. Die dort gemachten Aufzeichnungen dienen dazu, den Aufbau des Erdinnerns zu erkunden und regionale wie weltweite Beben zu registrieren. Zum Observatorium gehört kein Alarmdienst, um vor drohenden Erschütterungen zu warnen. Geplant ist jedoch, so das HLUG, zusammen mit dem Landeserdbebendienst in Baden-Württemberg eine Station in ein Netz zu integrieren, das eine automatische Erdbebenmeldung für spürbare Erschütterungen in Hessen erzeugen kann.
Auch wenn die Erde mal etwas stärker bebt, wie in der Nacht zum Dienstag: "Es gibt keinen Grund zur Panik", sagt Andreas Ruhs, der zuständige Abteilungsleiter in der Frankfurter Brandschutzdirektion. Ruhs rät dazu, sich nicht verunsichern zu lassen. Das sei auch den Anrufern empfohlen worden, die sich bei der Feuerwehr meldeten. Frankfurt sei gut vorbereitet. Die Hochhäuser seien gegen Erdbeben geschützt. Im Fall einer Katastrophe komme es auf das Zusammenspiel mit anderen Hilfsorganisationen an.